Seit 2011 führen wir Maßnahmen zur Erhaltung, Pflege und Nutzung der Feldgehölze in der Gemeinde Sülzetal durch.
Die Magdeburger Börde ist in landschaftlicher Hinsicht von großen Ackerschlägen mit wertvollen Böden geprägt. Abgesehen von einzelnen Waldinseln gibt es keine größeren zusammenhängenden bestockten Flächen. Feldgehölze stellen in dieser Region oft die einzigen strukturierenden Elemente dar. Sie bieten wichtige Rückzugsräume für die wildlebende Flora und Fauna der offenen bis halboffenen Landschaft, darunter auch für mehrere geschützte Arten wie beispielsweise Rotmilan oder Neuntöter, die sowohl nationalen als auch internationalen Schutz genießen. Ferner sind die Feldgehölze von maßgeblicher Bedeutung für den Biotopverbund in der Region.
Auch die Landwirtschaft profitiert von diesen Flurgehölzen. Wind- und Wassererosion werden reduziert, lokal können sich Mikroklimate mit positiver Wirkung für die angebauten Feldfrüchte entwickeln. Jedoch befinden sich die Feldgehölze überwiegend in einem schlechten Zustand. Mit Blick auf den Erhalt der biologischen Vielfalt, des landschaftlichen Charakters dieser Region, aber auch rein praktischer Pflichten wie der Verkehrssicherungspflicht besteht ein dringendes Handlungserfordernis. Dem gegenüber steht ein bislang kaum genutztes Potential an Biomasse in den Feldgehölzen.
Im Projekt wurden die Gehölzstrukturen der Gemeinde Sülzetal mit einer Gesamtlänge
von 110 km kartiert. Dabei wurden alle
gehölzspezifisch relevanten Daten erhoben, die Aussagen über Struktur, Zusammensetzung,
Pflegezustand, Neophytenvorkommen und Pflegebedarf zulassen. Diese
Daten wurden in eine eigens für das Projekt konzipierte MS Access-Datenbank eingepflegt
und ausgewertet.
Auf der Grundlage der Kartierung wurden durch die Kombination der
entscheidenden Prioritäten (Neophytenvorkommen, Pflegezustand) Pflegepläne erarbeitet
und den einzelnen Gehölzstrukturen zugeordnet. Diese Pflegepläne sind Voraussetzung für
die zeitliche Planung der Initialpflege und der anschließenden nachhaltigen Pflege der
gemeindeeigenen Gehölzstrukturen.
Das im Rahmen des Projektes aufgebaute GIS-gestützte Pflegemanagement, die MS
Access-Datenbank sowie die Methodik zur Verschneidung der Datengrundlagen und zur
Erfassung der erforderlichen Geländedaten sind problemlos auf andere Gemeinden
übertragbar. Die generierte Datenbankstruktur ließe Auswertungen zu weiteren
Fragestellungen (z. B. Aufwertungspotential im Rahmen einer Kompensation) zu.
Um den Ist-Zustand der Gehölze zu erfassen erfolgte eine Auswertung der vorhandenen Gehölzstrukturen auf der Grundlage der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (BTNT) des Landes Sachsen-Anhalt sowie eigener Felderfassungen. Im Ergebnis wurden ca. 194km an linearen Gehölzen in unterschiedlichster Ausprägung kartiert. Für die Unterscheidung zwischen verschiedenen Ertragspotenzialen sowie der Zuordnung jeweiliger Pflegeerfordernisse erfolgte eine weitergehende Auswertung der Daten.
Es wurden Maßnahmen in vier verschiedenen Pflegesituationen erprobt:
Alle Pflegearbeiten wurden unter definierten Bedingungen durchgeführt. Der Aufwand und die Erträge an Holzbiomasse wurden ermittelt. Damit stehen für das Projektgebiet erste Zahlen als Grundlage für die Entwicklung eines Pflegekreislaufs zur Verfügung. Allerdings muss diese Datenbasis weiter untersetzt werden, ebenso wie Lücken in der Zuordnung von Ertragspotenzialen noch geschlossen werden müssen, die durch die bisher realisierten Beispielmaßnahmen nur ungenügend abgebildet werden konnten.
Landschaftspflegeverband Grüne Umwelt e. V., Schwaneberg, Am Anger 4a, 39171 Sülzetal